Kein aktueller Bezug: Video aus Kiew stammt von Protesten aus dem Jahr 2014

03.03.2022, 16:05 (CET)

Die russischen Truppen in der Ukraine setzen ihren Vormarsch auf Kiew fort. Zur Lage vor Ort sind aber nicht immer verlässliche Informationen verfügbar. In sozialen Medien verbreitet sich ein Video, das angeblich aktuellen Widerstand von Ukrainern gegen russisches Militär zeigen soll.

«In der Nacht vom Freitag auf Samstag wehren Bürger von Kiew einen Angriff russischer Truppen mit gepanzerten Fahrzeugen mit Molotowcocktails ab», heißt es im Beitrag zum Video, das am 26. Februar 2022 auf Facebook veröffentlicht wurde (archiviert, Video archiviert). In dem Clip sind zerstörte Straßen und kleine Feuer zu sehen. Ein gepanzertes Fahrzeug wird mit brennenden Gegenständen beworfen. Zeigen diese Szenen den Krieg in der Ukraine?

Bewertung

Das Video ist nicht aktuell. Es zeigt Straßenkämpfe auf dem Unabhängigkeitsplatz (Maidan) in Kiew im Jahr 2014.

Fakten

Das Video der brennenden, zerstörten Straßen ist bereits am 18. Februar 2014 auf Youtube veröffentlicht worden. Mittlerweile wurde es dort gelöscht, in einer Archiv-Version lassen sich Video und Veröffentlichungsdatum noch einsehen. In der Beschreibung heißt es zum Inhalt: «Maidan-Verteidigung 2014. Schützenpanzerwagen stehen in Flammen.»

Die Beschreibung und das Datum passen zu den damaligen Ereignissen. Am Dienstag, 18. Februar 2014, veröffentlichte die Deutsche Presse-Agentur eine Nachrichtenmeldung mit folgendem Inhalt: «Nach Wochen angespannter Ruhe sind die Massenproteste in der Ukraine in schwere Gewalt mit mindestens 13 Toten und fast 400 Verletzten umgeschlagen. Sicherheitskräfte und Regierungsgegner lieferten sich am Dienstagabend am Kiewer Unabhängigkeitsplatz (Maidan) schwere Straßenschlachten, nachdem die Polizei gegen die Barrikaden vorgerückt war. Überall brannten Feuer, auch das Protestcamp stand in Flammen.»

Eine Szene aus dem Video ist auch im Trailer einer Netflix-Dokumentation zu sehen, die sich mit den Maidan-Protesten auseinandersetzt. Die damaligen proeuropäischen Proteste auf dem Kiewer Unabhängigkeitsplatz mündeten schließlich in der Absetzung des damaligen ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitch und einer engeren Bindung der Ukraine an die EU.

(Stand: 03.03.2022)

Links

Facebook-Beitrag mit der Behauptung (archiviert, Video archiviert)

Archiv-Ansicht des Videos (hochgeladen am 18.02.2014, archiviert im April 2014)

dpa-Meldung zu den Ereignissen am 18.02.2014, veröffentlicht von «taz.de» (archiviert)

Youtube-Video mit dem Trailer zur Netflix-Dokumentation über die Maidan-Proteste, Szene ab Minute 1:18 (archiviert)

Archiv-Version einer Nachrichtenmeldung über die Absetzung von Viktor Janukowitsch

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