Auch Impfungen, die regelmäßig aufgefrischt werden müssen, sind wirksam

19.01.2022, 12:07 (CET)

In den sozialen Netzwerken bringen Nutzerinnen und Nutzer immer wieder Argumente vor, die gegen den Nutzen von Corona-Impfungen sprechen sollen. In einem Sharepic (archiviert) wird für verschiedene Impfstoffe die jeweilige Dauer des Schutzes angegeben, darunter Masern und Tetanus. Die Corona-Impfung hat mit drei bis sechs Monaten demnach die kürzeste Wirksamkeit. Daraus wird etwa geschlussfolgert (archiviert), dass sie sich nicht als Schutzimpfung qualifiziere. Außerdem wird behauptet (archiviert), dass man sich normalerweise «maximal zweimal» impfen braucht, wenn ein Impfstoff «wirklich wirkungsvoll» ist. Aber stimmt das?

Bewertung

Die Schutzwirkung von Impfungen hängt von unterschiedlichen Faktoren wie der Art des Krankheitserregers oder der Art des Impfstoffes ab. Sie lässt sich nicht aus der Anzahl der empfohlenen Impfdosen oder aus der Dauer des Schutzes ableiten.

Fakten

Die Abstände zwischen Impfungen lassen keine Rückschlüsse auf die Qualität des Impfstoffes zu. Das Prinzip von Auffrischungsimpfungen, also der Erneuerung einer Impfung für anhaltend hohen Schutz, wurde schon vor dem Auftreten des Coronavirus bei anderen Krankheitserreger verwendet. «Dies ist bereits bei unterschiedlichen bakteriellen oder viralen Erregern, zum Beispiel bei Tetanus oder Polio, in festgelegten Zeitabständen bekannt, damit der Impfschutz aufrechterhalten wird», schreibt das Bundesgesundheitsministerium auf seiner Internetseite.

Nach der Grundimmunisierung gegen Tetanus empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) eine Auffrischungsimpfung alle zehn Jahre. Ein anhaltender Grundschutz ist also nur durch weitere Impfungen gegeben. Die Behauptung, «wirkungsvolle» Impfstoffe benötigten immer nur zwei Impfdosen, ist also nicht korrekt. Auch die Grundimmunisierung gegen Tollwut besteht aus drei Impfungen.

Impfungen sind Training für das Immunsystem. Es lernt so Krankheitserreger kennen und kann Antikörper und Gedächtniszellen bilden, schreibt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Grundsätzlich gelten alle Schutzimpfungen als Prophylaxe-Maßnahme, also zur Vorbeugung von Krankheiten, erklärt das RKI. «Bei einigen Impfungen hält der Schutz danach ein Leben lang, andere müssen in regelmäßigen Abständen aufgefrischt werden», heißt es weiter. Ob eine Impfung wiederholt werden muss, kommt auf den Impfstoff an, so das Robert Koch-Institut. Es kommt aber auch auf die Art des Krankheitserregers an.

Die Grippeimpfung beispielsweise sollte jedes Jahr aufgefrischt werden. «Grippeviren verändern sich stetig und jedes Jahr können andere Virusstränge zirkulieren», schreibt das Regionalbüro für Europa der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Immunität nehme mit der Zeit ab. «Saisonale Grippeimpfstoffe werden jedes Jahr aktualisiert, um den bestmöglichen Schutz gegen die zirkulierenden Viren zu bieten.» Ebenso wie Grippeviren mutiert auch das Coronavirus und bildet neue Varianten.

Die Impfstoffe gegen das Coronavirus sind relativ neu. Deswegen ist noch nicht zweifelsfrei geklärt wie lange die Wirksamkeit anhält. Derzeit laufen internationale Studien, die dies untersuchen. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Impfungen experimentell oder unwirksam sind. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) hat sich bereits zuvor in mehreren Faktenchecks (etwa hier und hier) mit der Wirksamkeit der Covid-Impfung beschäftigt.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus, da die Wirksamkeit mit zunehmendem Zeitabstand zur letzten Impfung nachlässt. Eine Booster-Impfung stärke den Schutz insbesondere vor einer schweren Erkrankung, heißt es weiter. Zudem könne sich die Übertragung des Virus von Geimpften, die sich trotz vermindertem Risiko angesteckt haben, auf andere Personen reduzieren.

Auch andere Impfungen wie beispielsweise gegen Masern bieten keinen 100-prozentigen Impfschutz. Das schreibt das RKI auf seiner Internetseite. «Die zweifache Masernimpfung verhindert bei etwa 98% bis 99% der Geimpften den Ausbruch einer Erkrankung.» Impfdurchbrüche sind also möglich.

Die Wirkung eine Ebola-Impfung lässt dem Sharepic zufolge nach zwei bis drei Jahren nach. Dem RKI ist jedoch nicht bekannt, wie lange die Wirksamkeit genau anhält. Von einem neuen Impfstoff erhoffe man sich demnach einen länger anhaltenden Schutz. Woher die Informationen auf dem Facebook-Sharepic stammen, ist nicht ersichtlich.

(Stand: 17.1.2022)

Links

Facebook-Post (archiviert)

Facebook-Post (archiviert)

Stiko zu Booster-Empfehlung (archiviert)

Gesundheitsministerium zu Booster-Impfungen (archiviert)

Krankenkasse zu Tollwut-Impfung (archiviert)

RKI zu Schutzimpfungen (archiviert)

RKI zu Tetanus (archiviert)

RKI zu Impfstoffen (archiviert)

BZgA zu Schutzdauer von Impfstoffen (archiviert)

PEI zur Wirksamkeit von Corona-Impfstoffen (archiviert)

Bundesgesundheitsministerium zu Auffrischungen (archiviert)

RKI zum saisonalen Influenza-Impfstoff (archiviert)

WHO zu Influenza-Impfungen (archiviert)

Bundesgesundheitsministerium zu Grippe-Impfung (archiviert)

Stiko zur Tuberkulose-Impfung (archiviert)

RKI zur Ebola-Impfung (archiviert)

RKI zu Pocken (archiviert)

Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com