Virusvarianten entwickeln sich zufällig

09.12.2021, 16:02 (CET)

In der Corona-Pandemie hält sich hartnäckig der Mythos, dass sie geplant gewesen sei. Eine Tabelle mit Namen der Corona-Varianten unter der Überschrift «Lanzamiento» (Spanisch für «Einführung») kursiert auf Facebook (archiviert). Neben dem Wort «Omicron» steht dort «may 2022», neben der Tabelle sieht man Logos verschiedener Organisationen. Der Kommentar dazu: «Omicron war eigentlich für Mai 2022 geplant...naja». Ist die Tabelle glaubwürdig?

Bewertung

Nein. Die Tabelle stammt nicht von den angegebenen Organisationen. Die Daten stimmen nicht mit dem Auftreten der Varianten von Sars-CoV-2 überein.

Fakten

Es ist nicht möglich, das Auftauchen neuer Virusvarianten vorherzusagen oder gar zu planen. Das Aufkommen neuer Mutationen und Varianten ist ein natürlicher Prozess. Viren wie Sars-CoV-2 können bei der Vermehrung in den Körpern von Infizierten zufällig ihr Erbgut verändern.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verfolgt diese Virusveränderungen und entscheidet je nach Verbreitung und Erkenntnissen über die Varianten, ob sie als «besorgniserregende» (Variant of Concern, VOC) oder «unter Beobachtungen stehende Varianten» (Variant of Interest, VOI) eingestuft werden.

Die auf Facebook geteilte Tabelle zeigt rechts die Logos der Johns-Hopkins-Universität, des World Economic Forum und der WHO. Auf keiner der Internetseiten dieser Organisationen ist jedoch eine Tabelle dieser Art zu finden. Es gibt auch keine sonstigen Belege für die Echtheit der Tabelle - so wurde in der Presse beispielsweise nicht darüber berichtet.

Seit Ende Mai 2021 werden besorgniserregende oder unter Beobachtung stehende Coronavirus-Varianten von der WHO mit Buchstaben des griechischen Alphabets bezeichnet. Auf der Seite der WHO sind die Varianten samt erstem Auftreten zu finden. Keines der Daten stimmt mit den angeblichen Veröffentlichungsdaten auf der falschen Tabelle überein. Dort sind die Varianten erst ab Delta gelistet. Diese Variante tauchte bereits im Oktober 2020 auf - sollte laut der Tabelle auf Facebook aber erst im Juni 2021 «veröffentlicht» werden.

Laut Tabelle sollte im Anschluss jeden Monat eine neue Variante auftauchen. Allerdings sind die folgenden Varianten laut offiziellen WHO-Angaben schon viel länger im Umlauf: So verbreitet sich die Variante Epsilon bereits seit März 2020, Zeta seit April 2020, Eta seit Dezember 2020, Theta seit Januar 2021, Iota seit November 2020, Kappa seit Oktober 2020, Lambda seit Dezember 2020, My seit Januar 2021 und die neuste Variante Omikron seit November 2021.

In der Tabelle, die auf Facebook verbreitet wird, sind weiterhin die Varianten-Namen «Nu» und «Ksi» gelistet. Die WHO entschied sich aber im November 2021, diese beiden Buchstaben des griechischen Alphabets zu überspringen. «Nu» klingt demnach zu sehr nach dem englischen Wort «new» und sei daher missverständlich. «Xi» ist ein verbreiteter Nachname - und die Virusbezeichnungen sollen keine ethnischen oder regionalen Gruppen verletzen. Auch das zeigt, dass die Tabelle nicht echt sein kann.

Der Ursprung der auf Facebook geteilten Tabelle lässt sich nicht genau bestimmen. Doch mindestens seit Juli 2021 taucht sie im spanischsprachigen Twitter und Facebook auf.

Immer wieder werden in den sozialen Netzwerken angebliche Belege dafür geteilt, dass die Corona-Pandemie geplant gewesen sei. Die Deutsche Presse-Agentur hat dies bereits in Faktenchecks widerlegt.

(Stand: 9.12.2021)

Links

Facebook-Post (archiviert)

BZgA zu Virusvarianten (archiviert)

Gesundheitsministerium zu Virusvarianten (archiviert)

WHO-Übersicht der Virusvarianten (archiviert)

Suche auf der Seite der Johns Hopkins Universität (archiviert)

Suche auf der Seite des World Economic Forum (archiviert)

Suche auf der Seite der WHO (archiviert)

Suche nach Berichterstattung über die Tabelle (archiviert)

WHO zur Bennenung der Varianten (archiviert)

dpa-Artikel über die Benennung der Omikron-Variante (archiviert)

Tabelle auf Twitter (archiviert)

Tabelle auf Facebook (archiviert)

dpa-Faktencheck zur angeblich geplanten Pandemie 1

dpa-Faktencheck zur angeblich geplanten Pandemie 2

Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com