2008 kostete Rohöl im Schnitt nur 97 US-Dollar pro Barrel

29.10.2021, 13:28 (CEST)

Viele merken es beim Tanken oder Heizen - der Preis für Erdölprodukte steigt im Herbst 2021 an. Doch liegen die höheren Kosten wirklich nur an den staatlichen Abgaben und Steuern, wie in einem Facebook-Post behauptet wird? Der Preis für Rohöl soll sich demnach seit 2008 fast halbiert haben - von 143 auf 85 US-Dollar pro Barrel. (archiviert)

Bewertung

Die Angaben in dem Beitrag sind Tagespreise, die stark schwanken. Im Jahr 2008 kostete Rohöl nur an einem einzigen Tag mehr als 143 US-Dollar pro Barrel, im Durchschnitt waren es rund 97 US-Dollar. Die Abgaben und Steuern auf Öl in Deutschland sind seit 2008 nahezu gleich geblieben - bis auf die neue CO2-Steuer von 2021 rund 7 Cent pro Liter.

Fakten

Der Ölpreis schwankt stark. Im Jahr 2008 lag der Preis für ein Barrel Öl nach einem langen Aufstieg in den Vorjahren im Durchschnitt bei 96,99 US-Dollar, im Jahr darauf sackte er auf 61,51 US-Dollar ab. Danach stieg der Preis mehrfach wieder an und fiel. 2021 lag er bis August im Schnitt bei 66,86 US-Dollar.

Betrachtet man die Tagespreise, sind die Schwankungen deutlich größer. Tatsächlich gab es im Jahr 2008 einen Spitzenpreis von 143,95 US-Dollar pro Barrel Öl - am 3. Juli. An allen anderen Tage des Jahres lag der Preis jedoch unter 143 US-Dollar, am 26. Dezember beispielsweise nur 33,73 US-Dollar. Ende Oktober 2021 lag der Preis bei rund 85 US-Dollar, wie es im Facebook-Post richtig heißt.

Wie viele Steuern und Abgaben kommen nun aber aufs Öl - und wie hat sich das in den vergangenen Jahren entwickelt? Der ADAC rechnet aus, dass derzeit etwa 64 Prozent des Benzinpreises als Steuern beim Staat landen, der Bundesverband Freier Tankstellen kommt auf etwa 66 Prozent. Die einzelnen Bestandteile der Steuern und Abgaben sind aber seit Jahren weitgehend gleich: Die Mehrwertsteuer beträgt 19 Prozent, die Energiesteuer 65,45 Cent pro Liter.

Die Erdölbevorratungsabgabe beträgt 2021 knapp 0,3 Cent pro Liter Benzin, 2008 waren es noch gut 0,4 Cent. Neu ist im Jahr 2021 die CO2-Bepreisung, die es 2008 noch nicht gab und die 2021 bei etwa 7 Cent pro Liter Benzin liegt. Bei einem Benzinpreis von 1,45 Euro macht diese neue Abgabe rund 5 Prozent des Preises aus.

Auch im Heizölpreis sind staatliche Abgaben enthalten: Die Mehrwertsteuer von 19 Prozent und eine Energiesteuer von 6,14 Cent pro Kilogramm (rund 7,2 Cent pro Liter) haben sich im Vergleich zu 2008 nicht geändert. Die Erdölbevorratungsabgabe betrug im Jahr 2021 0,3 Cent pro Liter, 2008 waren es 0,35 Cent. Die neue CO2-Steuer beträgt 2021 7,9 Cent pro Liter Heizöl.

Im September 2021 kostete ein Liter Heizöl in Deutschland im Schnitt 72,4 Cent. Davon sind 13,76 Cent Mehrwertsteuer. Mit der Energiesteuer, der Erdölbevorratungsabgabe und der CO2-Steuer kommt man auf Abgaben und Steuern von 29,2 Cent - das sind rund 40 Prozent des Preises. Die neue CO2-Steuer macht hierbei rund 11 Prozent des Gesamtpreises aus.

Ein weiterer Preisbestandteil ist der sogenannte «Deckungsbeitrag», der unter anderem Kosten für Transport, Lagerhaltung, Verwaltung und Vertrieb beinhaltet. Er schwank stark, bewegte sich nach Daten des Mineralölwirtschaftsverbandes 2008 aber tendenziell um 10 Cent pro Liter Superbenzin, während er zuletzt eher im Bereich von 16 Cent lag.

(Stand: 29.10.2021)

Links

Beitrag auf Facebook (archiviert)

Schwankender Ölpreis (archiviert)

Ölpreise im Jahresdurchschnitt (archiviert)

Ölpreise im Juli 2008 (archiviert)

Ölpreise im Dezember 2008 (archiviert)

Ölpreise im Oktober 2021 (archiviert)

ADAC zu Steuern auf Benzin (archiviert)

bft zu Steuern auf Benzin (archiviert)

Umsatzsteuergesetz (archiviert)

Mehrwertsteuererhöhung 2007 (archiviert)

bpb zur Energiesteuer (archiviert)

Energiesteuergesetz (archiviert)

Erdölbevorratungsabgabe 2021 (archiviert)

Erdölbevorratungsabgabe Archiv (archiviert)

CO2-Bepreisung (archiviert)

CO2-Preise (archiviert)

Zusammensetzung Heizölpreis (archiviert)

Umrechnung kg/l Heizöl (archiviert)

Durchschnittlicher Heizölpreis (archiviert)

Preiszusammensetzung laut MWV

Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com