Medikamente machen Coronavirus-Impfung nicht überflüssig

20.09.2021, 15:27 (CEST)

Schon im Oktober muss angeblich niemand mehr gegen das Coronavirus geimpft werden - denn dann gibt es erste Medikamente gegen die Krankheit Covid-19. Das wird zumindest in sozialen Medien unter Hinweis auf eine behauptete Zulassung von fünf Medikamenten durch die EU-Kommission verbreitet.

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Das stimmt nicht. Medikamente gegen Covid-19 sollen die Impfung nicht ersetzen, sondern ergänzen. Außerdem sind die fünf Medikamente noch nicht zugelassen, sondern sie werden derzeit (Stand 20.9.2021) noch geprüft.

Fakten

In einem Facebook-Post wird behauptet, dass vom 20. Oktober 2021 an die Impfung «entfällt». In dem vermutlich maschinell übersetzten Text heißt es weiter: «Das Experiment Impfstoffe verliert seine Zulassung!» Wenn die Medikamente auf dem Markt seien, dann «fällt auch alles andere. Alle Maßnahmen wie Maske, Abstand usw.»

Tatsächlich kann davon keine Rede sein. Die EU-Kommission hat bereits am am 6. Mai 2021 zusätzlich zur Impfkampagne eine Strategie für die Entwicklung von Medikamenten (Therapeutika) gegen Covid-19 vorgeschlagen. Ziel sei die Schaffung eines breiten Portfolios von in der EU verfügbaren Therapeutika. Die Strategie zielt darauf ab, bis Oktober 2021 drei neue Therapeutika und möglicherweise zwei weitere bis Ende des Jahres anzubieten. Mit dieser Strategie solle die Impfstoffstrategie der EU ergänzt werden.

Am 29. Juni 2021 gab die Kommission bekannt, dass sie fünf Therapeutika identifiziert habe, «die demnächst für die Behandlung von Patienten mit Covid-19 in der gesamten EU zur Verfügung stehen könnten». «Die fünf Produkte befinden sich in einem fortgeschrittenen Entwicklungsstadium und zählen mit großer Wahrscheinlichkeit zu den drei neuen Covid-19-Therapeutika, die bis Oktober 2021 - dem in der Strategie festgelegten Ziel - zugelassen werden können, sofern die endgültigen Daten ihre Sicherheit, Qualität und Wirksamkeit belegen», heißt es in der Erklärung der Kommission.

Diese fünf potenziellen Behandlungen sind also noch nicht von der EU zugelassen worden. Die Zulassung hängt von den noch zu sammelnden Daten ab. Es geht auch nicht darum, den Einsatz von Impfstoffen zu stoppen. Impfung und Therapie sollten sich vielmehr ergänzen. «Die Impfung schreitet zwar immer schneller voran, doch wird das Virus nicht verschwinden und die Patienten benötigen sichere und wirksame Behandlungen, die die Belastung durch COVID-19 verringern», erklärte Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. Bisher ist in der EU lediglich Remdesivir als Medikament zur Behandlung von Covid-19 unter bestimmten Bedingungen zugelassen.

Bereits im August sagte ein hoher Beamter der EU-Kommission der französischen Zeitung «20 minutes»: «Diese beiden Strategien ergänzen sich hervorragend. Die Impfung beschleunigt sich in ganz Europa (...), aber obwohl sie etwas bewirkt und Anlass zu Optimismus gibt, wird sie die Pandemie nicht über Nacht aufhalten. Ergänzend dazu spielen die Therapeutika eine entscheidende Rolle in unserem Kampf gegen Covid-19.»

Ein Ende der Notwendigkeit zum Impfen ist nicht in Sicht. Allein für die Europäische Union hat die EU-Kommission Verträge für mehrere Impfstoffe ausgehandelt, die eine Versorgung mit bis zu 4,6 Milliarden Dosen garantieren. Zudem hat die Kommission nach eigenen Angaben Optionen auf eine weitere Milliarde Impfdosen abgeschlossen.

(Stand: 20.09.2021)

Links


Facebook-Post (archiviert)
EU-Therapeutikastrategie (archiviert)
Kommission zu fünf Medikamenten (archiviert)

EMA zu Remdesivir (archiviert)
20 minutes zu Imopfungen (archiviert)
Zahlen zu EU und Impfstoffen (archiviert)

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