WHO definiert Pandemie als Krankheit mit sehr vielen Übertragungen

Ein Virus versetzte Anfang 2020 die ganze Welt innerhalb weniger Wochen in einen Pandemie-Status - Maßnahmen zur Bekämpfung wurden eingeführt, angepasst und teilweise wieder aufgehoben. Nun wird bei Facebook ein Sharepic verbreitet, auf dem angeblich die Unterschiede zwischen einer echten und einer inszenierten Pandemie aufgelistet sind (archiviert). So heißt es unter anderem, eine Inszenierung sei daran zu erkennen, dass Menschen um Toilettenpapier kämpfen, während «wechselnde Erkenntnisse» zu immer neuen Maßnahmen führen würden. Ein weiterer Indikator sei Kurzarbeit in Krankenhäusern. Eine «echte Pandemie» erkenne man hingegen unter anderem an überfüllten Krankenhäusern und «sehr sehr» vielen Toten.

Bewertung

Die Angaben in der Liste sind teilweise falsch. Eine Pandemie wird als Krankheit mit sehr vielen Übertragungen definiert. In jeder Notlage wie einer Pandemie werden Maßnahmen dem aktuellen Informationsstand angepasst. Kurzarbeit und Mangel an Toilettenpapier sind keine Beweise für eine «inszenierte Pandemie».

Fakten

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert eine Pandemie als Krankheit mit wachsenden und anhaltenden Übertragungen von Mensch zu Mensch in der gesamten Bevölkerung. Auch ein pandemisches Virus, das für gesunde Menschen weitgehend ungefährlich ist, kann laut WHO das Gesundheitssystem überlasten, wenn in kurzer Zeit viele Menschen erkranken.

Die WHO ruft also nicht erst dann eine Pandemie aus, wenn jeder schwer Erkrankte in der direkten Umgebung kennt, Arztpraxen und Krankenhäuser im ganzen Land überfüllt sind und es sehr viele Tote gibt.

Die WHO zieht einen Pandemiestatus auch nicht deshalb zurück, weil Politiker oder Ärzte nicht alles tun, «um die Menschen zu beruhigen», oder nicht «jede Hilfe in der Not angenommen» wird. Auch ist es während einer Pandemie nicht ausgeschlossen, dass es «organisierte Profiteure» gibt.

Taucht eine neue Krankheit auf, gibt es zu dieser durch Forschungen und Studien ständig neue Erkenntnisse. Daher wäre es eher verdächtig, wenn Maßnahmen oder Richtwerte nicht an den jeweils aktuellen Informationsstand angepasst würden. Auch dass Menschen während einer Pandemie um Toilettenpapier kämpfen, ist kein Beleg für eine Inszenierung - ebenso wenig wie Kurzarbeit in Krankenhäusern.

Zu Beginn der Corona-Pandemie beispielsweise wurden nicht dringend notwendige Operationen oder Behandlungen zurückgestellt, um Betten für Corona-Patienten vorzuhalten. Deshalb gab es in bestimmten Klinikbereichen weniger Arbeit als üblich. Außerdem ging dadurch auch die Patientenzahl in Reha-Krankenhäusern zurück - dadurch kam es zu Kurzarbeit.

Am 30. Januar 2020 rief die WHO wegen zunehmender Corona-Infektionen eine gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite aus, am 11. März 2020 erklärte die WHO den Covid-19 Ausbruch wegen Zehntausender Infektionen zur weltweiten Pandemie. Mit Stand 21. September 2021 hatten sich in Deutschland seit Beginn der Pandemie mindestens 4 150 516 Menschen mit Corona infiziert, 93 052 Menschen starben an Covid-19. Also hatte rund jeder zwanzigste Mensch in Deutschland die Krankheit bereits.

Bereits im März und April 2020 - ganz zu Beginn der Corona-Pandemie - gab es in Deutschland Phasen der Übersterblichkeit, ebenso im November und Dezember 2020, wie die dpa in einem Faktencheck dargelegt hat. Allein in der letzten Dezemberwoche 2020 starben laut Statistischem Bundesamt wegen der Corona-Pandemie gut 30 Prozent mehr Menschen als im Mittel der Vorjahre.

Die Behandlung der Vielzahl von Covid-19-Patienten Ende Dezember, Anfang Januar sei nur möglich geworden, weil andere Patienten früher als üblich auf andere Stationen verlegt worden seien, teilte eine Divi-Sprecherin im März mit. Der absolute Spitzenwert lag am 3. Januar 2021 bei 5745 Covid-Intensivpatienten. Auch im September 2021 sind in einigen Landkreisen weniger als zehn Prozent der Intensivkapazitäten für Erwachsene frei.

(Stand: 21.9.2021)