Experten messen gezeigten Blutproben keine Aussagekraft bei - Impfnebenwirkungen werden gemeldet und geprüft

23.09.2021, 14:19 (CEST)

Seit Beginn der Impfkampagne gegen Covid-19 werden regelmäßig diverse Falschmeldungen über die Impfstoffe verbreitet, um diese in Verruf zu bringen. Nun wird bei Facebook (archiviert) ein Video geteilt, das beweisen soll, dass das Blutbild nach der Impfung Anomalien aufweise (Video - hier archiviert). Im Video wird zudem behauptet, dass schwerwiegende Impfnebenwirkungen in Deutschland angeblich nicht gemeldet und registriert würden.

Bewertung

Auch nach der Zulassung werden die Covid-Impfstoffe weiterhin fortlaufend kontrolliert. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das in Deutschland für Impfstoffe verantwortlich ist, veröffentlicht regelmäßig Berichte über die gemeldeten Nebenwirkungen. Experten bezweifeln die Echtheit der Proben und die medizinische Aussagekraft des Videos.

Fakten

In dem Video werden mehrere Mikroskop-Aufnahmen von angeblichen Blutkörperchen-Anomalien nach Covid-19-Impfungen gezeigt und als gefährliche Impfnebenwirkungen interpretiert.

Der Direktor des Instituts für experimentelle Hämatologie und Transfusionsmedizin am Universitätsklinikum Bonn, Johannes Oldenburg, schließt auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) aus, dass es sich bei den Aufnahmen um Blutproben nach einer Covid-19-Impfung handelt.

Im Video werden die gezeigten Blutanomalien unter anderem als «Stechapfelform» gedeutet. Die roten Blutkörperchen können bei verschiedenen Krankheiten eine solche Form annehmen. Mehrere Experten weisen jedoch darauf hin, dass es bisher keine Belege über einen Zusammenhang zwischen «Stechapfelformen» und Covid-19-Impfstoffen gebe. Oldenburg erklärt zudem, dass man bestimmte Formen, von denen im Video die Rede ist, im Labor künstlich erzeugen könne.

Der Hämatologe Andreas Tiede betont gegenüber der dpa, dass das Video keine Beurteilung darüber zulasse, ob die gezeigten Blutanomalien für eine Krankheit nach Covid-19-Impfungen sprechen. Dafür fehle es an «Mindeststandards einer vernünftigen Befundberichtserstattung», schreibt Tiede.

Im Video wird darüber hinaus an mehreren Stellen suggeriert, dass Impfnebenwirkungen in Deutschland nicht erfasst würden. Laut § 6 des Infektionsschutzgesetzes besteht jedoch für jeden Arzt und jede Ärztin die Pflicht, den Verdacht von Gesundheitsschäden zu melden, die «über das übliche Ausmaß einer Impfreaktion» hinausgehen.

Außerdem können betroffene Personen vermutete Nebenwirkungen der Covid-19-Impfung online selbst melden. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) veröffentlicht regelmäßig Berichte zu den gemeldeten Nebenwirkungen. Es ist in Deutschland für Impfstoffe verantwortlich und überwacht deren Qualität, Wirksamkeit und Sicherheit.

(Stand: 21.9.2021)

Links

Paragraf 6 des Infektionsschutzgesetzes

Online-Meldeformular für Nebenwirkungen der Covid-19-Impfung

§6 Infektionsschutzgesetz

PEI-Bericht über Verdachtsfälle von Nebenwirkungen nach Covid-19-Impfungen (20.09.2021)

Facebook-Post (archiviert)

Youtube-Video (archiviert)

Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com