Der Biontech-Gründer sprach immer wieder von möglichen Auffrischungsimpfungen
16.8.2021, 17:09 (CEST)
Seit Zulassung der Impfstoffe gegen das Coronavirus steht die Frage im Raum, wie lange der Schutz nach einer Impfung anhält. Jüngst haben die Gesundheitsminister von Bund und Ländern beschlossen, diesen bei bestimmten Bevölkerungsgruppen durch eine Auffrischungsimpfung zu erneuern und dadurch möglicherweise zu verstärken. In sozialen Netzwerken wird derweil behauptet: Uğur Şahin, der Gründer des Impfstoff-Herstellers Biontech, soll anfangs gesagt haben, zwei Impfungen mit dem von ihm mitentwickelten Stoff würden ausreichen. Das legt ein Sharepic auf Facebook (archiviert) mit angeblichen Äußerungen Şahins nahe.
Bewertung
Uğur Şahin hat immer wieder über eine mögliche dritte Impfung gesprochen. Die Aussagen auf der Fotomontage sind frei erfunden.
Fakten
Das Sharepic besteht aus zwei Bildern von Uğur Şahin, die aneinandergelegt und mit zwei angeblich von ihm getätigten Aussagen versehen wurden. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass Şahin diese Sätze so gesagt hat. Durch diverse online verfügbare Nachweise lässt sich nachvollziehen, dass er schon früh auf die Möglichkeit einer dritten Impfung hingewiesen hat.
Anfang August beschlossen die Gesundheitsminister von Bund und Ländern, für bestimmte Bevölkerungsgruppen eine solche Auffrischungsimpfung anzubieten. Der von Biontech und Pfizer hergestellte Corona-Impfstoff Comirnaty wurde am 21. Dezember 2020 für Deutschland zugelassen.
Damals veröffentlichte der Südwestdeutsche Rundfunk ein Interview mit Biontech-Gründer Uğur Şahin, in dem dieser sagte, er wisse, dass der Impfschutz mindestens für «zweieinhalb bis drei Monate anhält». Für einen längeren Zeitraum habe man noch keine Daten. Falls es «notwendig ist, eine erneute Impfung durchzuführen», sei das kein Problem, so Şahin weiter. Bereits am Tag der Zulassung hat er also gesagt, dass möglicherweise eine dritte Impfdosis nötig sei - und nicht - wie im Sharepic dargestellt - erst «sechs Monate später».
Am 25. Februar 2021 gab Biontech bekannt, dass die Firma an einer Studie zu Auffrischungsimpfungen arbeite. Am 12. März 2021 zitierte der MDR in einem Artikel Aussagen von Uğur Şahin auf einer Veranstaltung des «Science Media Center». Demnach sei eine dritte sogenannte «Booster»-Impfung möglicherweise auch wirkungsvoll gegen neue Mutationen des Coronavirus.
Das sind Beispiele dafür, dass es immer wieder Aussagen des Biontech-Gründers zu Auffrischungsimpfungen gegeben hatte, die auch öffentlich wahrgenommen und teilweise kritisiert wurden. In diesem Artikel bei "t-online" vom 10. Juli 2021 etwa hinterfragen einige Experten den Sinn der Auffrischungen und weisen darauf hin, dass die Impfstoffhersteller ein großes wirtschaftliches Interesse an einer dritten Dosis für bereits geimpfte Menschen hätten.
(Stand: 16.8.2021)
Links
Sharepic auf Facebook (archiviert)
Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zur Auffrischungsimpfung (archiviert)
Zulassung des Biontech-Impfstoffs beim Paul-Ehrlich-Institut (archiviert)
SWR-Interview mit Uğur Şahin (archiviert)
Pressemitteilung von Biontech über Studie zu Auffrischungsimpfungen (archiviert)
MDR-Artikel über Booster-Impfungen (archiviert)
Artikel von "t-online" über Kritik an Booster-Impfungen (archiviert)
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