Tweet wurde leicht verändert - Polizei lieferte Bestätigung der Angriffe auf THW-Helfer nach

28.07.2021, 15:34 (CEST)

Die Polizei hat im westdeutschen Hochwassergebiet mehrfach vor der Verbreitung von Falschinformationen sowie den Aktivitäten von Rechtsextremisten oder der «Querdenke»-Szene gewarnt. Auf Facebook kursiert nun jedoch das Gerücht, eine Meldung über Angriffe auf Helfer des Technischen Hilfswerk (THW) sei eine «fabulöse konstruktion». Als vermeintlicher Beleg wird der Screenshot eines Tweets der Polizei Koblenz gezeigt (archiviert). «Wir selbst haben erst aus den Medien von diesem angeblichen Vorfall erfahren und dies sofort beim THW und unseren Polizeikräften überprüft. Derzeit können wir die Schilderungen in keiner Weise bestätigen», kommentiert die Polizei darin eine «Tagesschau»-Meldung. Hat sich die Polizei tatsächlich so geäußert und sind die Angriffe gänzlich unbelegt?

Bewertung

Korrekt ist, dass der Polizei zum Zeitpunkt ihres Tweets eine Bestätigung der Angriffe auf THW-Helfer fehlte. Der auf Facebook kursierende Screenshot ist allerdings manipuliert - im Originaltweet ist noch der Beginn eines Satzes zu sehen, in dem die Polizei darauf hinwies, dass sich die Berichte über Angriffe im Verlauf noch bestätigen könnten. Das passierte einen Tag später.

Fakten

Die «Tagesschau» veröffentlichte am 24. Juli um 10.34 Uhr auf Twitter den Link zu einer Meldung mit der Überschrift «THW-Helfer in den Flutgebieten beschimpft und angegriffen». Der Tweet enthält den Hashtag #Querdenker. In der Meldung wird über Aussagen der THW-Vizepräsidentin Sabine Lackner berichtet. Diese hatte in einem Interview mit dem Sender RTL von Beschimpfungen und Angriffen auf THW-Helfer in der Region an der Ahr erzählt (im Video ab Minute 4:20, archiviert). Nach ihrer Darstellung gingen diese Attacken - unter anderem - von Menschen der «Querdenker»-Szene aus.

Die für das Ahrtal zuständige Polizei Koblenz kommentierte die «Tagesschau»-Meldung ebenfalls auf Twitter am 24. Juli um 11.24 Uhr: «(1/2) Wir selbst haben erst aus den Medien von diesem angeblichen Vorfall erfahren und dies sofort beim THW und unseren Polizeikräften überprüft. Derzeit können wir die Schilderungen in keiner Weise bestätigen. Sollte (2/2) die Polizei von einem solchen Vorfall Kenntnis erhalten werden wir sofort und mit aller Entschiedenheit dagegen vorgehen. Unsere Helfer angreifen geht nämlich gar nicht!»

In dem Screenshot auf Facebook fehlt der Hinweis «(1/2)» sowie der zweite Teil des Tweets, in dem es um die Möglichkeit geht, dass sich die Meldungen über Angriffe doch noch bestätigen können. Er wurde also offenbar nachträglich verändert.

Im Laufe des Tages wiederholte THW-Vizepräsidentin Sabine Lackner ihre Vorwürfe in einem weiteren Interview mit «Zeit Online». Einen Tag später informierte die Polizei Koblenz am 25. Juli erneut auf Twitter über ihren Kenntnisstand: «Zur Klarstellung: Zum ZEITPUNKT UNSERER ÜBERPRÜFUNG dieser Nachricht (24.7., gg. 14.20h) haben wir zunächst keinen Betroffenen oder Verantwortlichen erreicht», heißt es in dem Tweet. Außerdem schreibt die Polizei: «Im WEITEREN VERLAUF haben auch wir diese Bestätigung erhalten, es handelt sich also nicht um eine Falschmeldung!»

Der kursierende Facebook-Screenshot erschien zwar vor dieser weiteren Stellungnahme. Er gibt aber durch die Veränderung nicht das volle Statement der Polizei vom 24. Juli wieder.

Im Katastrophengebiet an der Ahr hatte die Polizei bereits vor Aktivitäten von Rechtsextremisten und der sogenannten «Querdenker»-Szene gewarnt, wie auch die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtete. In dem von den Überflutungen besonders stark betroffenen Kreis Ahrweiler war ein polizeiähnlicher Wagen mit der Aufschrift «Friedensfahrzeug» gesehen worden. Nach Erkenntnissen der Polizei war am Dienstag aus diesem Fahrzeug heraus die Falschmeldung verbreitet worden, die Zahl der Einsatzkräfte werde verringert.

(Stand: 27. Juli 2021)

Links

Tweet Der «Tagesschau» über ihre Meldung (archiviert)

Meldung der «Tagesschau» über die Angriffe (archiviert)

Tweets der Polizei Koblenz zur «Tagesschau»-Meldung (archiviert)

RTL-Interview mit THW-Vizepräsidentin Sabine Lackner (archiviert, Video archiviert)

Interview vom «Zeit Online» mit THW-Vizepräsidentin Sabine Lackner (archiviert)

Weitere Erklärungen der Polizei Koblenz am 25. Juli (archiviert)

dpa-Bericht über Warnungen der Polizei vor Aktivitäten der «Querdenker» im Hochwassergebiet (archiviert)

Facebook-Beitrag mit der Behauptung (archiviert)

Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com