Temperatur und Elektrostatik bewegen Textilfasern auf Teststäbchen und Masken

29.3.2021, 16:56 (CEST)

Sind etliche medizinische Masken und Teststäbchen der Corona-Antigentests verunreinigt oder sogar verseucht? Mit angeblichen Beweisvideos und -bildern wird das im Netz zumindest behauptet. Dabei ist oft von Nanotechnologien oder Würmern die Rede - oder von angeblichen «Morgellons», die sich wie Parasiten unter der Haut einnisten sollen. Zu sehen sind auf den Videos und Bildern kleine dunkle, fadenartige Objekte unter dem Mikroskop, die sich unter bestimmten Umständen sogar bewegen.

BEWERTUNG: Die dunklen Fasern finden sich entweder produktionsbedingt auf den Masken und Teststäbchen oder sie sind nach dem Auspacken darauf gelandet. Dabei handelt es sich weder um Lebewesen noch um Nanotechnologien, sondern in der Regel um unbedenkliche Stoffe wie beispielsweise Textilfasern. Solche Fasern können sich durch Temperaturveränderung oder Elektrostatik bewegen - nicht aber aus eigener Kraft.

FAKTEN: Mark Benecke ist Sachverständiger für biologische Spuren. In seinem Labor hat er Teststäbchen eines Corona-Antigentests unters Mikroskop gelegt. Auch er hat dort dunkle, fadenartige Fasern ausgemacht. Der Deutschen Presse-Agentur sagte er, dass es sich in seiner Untersuchung um blaue Textilfasern handelte. «Die könnten aus der Fabrik stammen, in dem die Stäbchen hergestellt wurden - zum Beispiel von der Arbeitskleidung der Mitarbeiter.» Die Stäbchen werden dort nämlich nicht im Reinraum hergestellt, sagt er, sondern sie werden erst nach der Produktion sterilisiert. Fotos der Textilfaser hat der Biologe auch auf seiner Facebook-Seite hochgeladen.

Dass sich die Fasern unter bestimmten Umständen in den Videos krümmen und biegen, kann Benecke erklären: «Wenn man auf die Fasern draufhaucht, nehmen sie die Feuchtigkeit und Wärme aus der Atemluft auf und bewegen sich dann. Auch elektrostatische Anziehungskräfte beispielsweise unter der Verpackungsfolie können für die Bewegung verantwortlich sein.» Dass einige Leute bei diesem Anblick im ersten Moment fälschlicherweise an Parasiten denken, findet er nachvollziehbar. Insbesondere, wenn der Eindruck durch die Form der Fasern noch verstärkt wird: «Wenn man die Textilfasern vergrößert, kann die verdrillte Faser auch schon mal ähnlich aussehen wie beispielsweise winzige Muskeln», sagt er.

Der Effekt durch elektrostatische Anziehungskräfte wird durch das Material begünstigt. Synthetische Stoffe wie Polyester sind besonders anfällig dafür, zeigt etwa eine Studie der Wissenschaftler Chishiko Takatsuki und Teruko Tamura. FFP-Masken werden laut der Beipackzettel der Hersteller in der Regel aus Polypropylen und Ethylen-Vinyl-Acetat hergestellt. Die Teststäbchen eines Corona-Antigentests sind in der Regel aus Polyester. Alle Stoffe werden seit vielen Jahren verwendet und sie sind toxikologisch unbedenklich, heißt es vom Universitätszentrum für Allgemeinmedizin und Gesundheitswesen im schweizerischen Lausanne auf Anfrage.

Falschbehauptungen rund um Masken und Tests tauchen immer wieder auf. Im englischsprachigen Raum beispielsweise kursierte etwa die Behauptung, Nanopartikel würden über PCR-Tests ins Gehirn gelangen. Die Faktencheck-Redaktion von Fullfact hat diese Behauptung im Januar widerlegt.

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Links:

Foto der Textilfaser unter einem Mikroskop: https://www.facebook.com/markbenecke/photos/pcb.3926410090712996/3926408730713132/ (archiviert: https://archive.ph/Ad8OS)

Studie zu elektrostatischen Anziehungskräften: https://www.jstage.jst.go.jp/article/senshoshi1960/34/9/34_9_466/_article (archiviert: https://archive.ph/KEKVO)

Beipackzettel Moldex-FFP-Masken: https://www.moldex-europe.com/fileadmin/user_upload/documents/de/downloads/TDS_FFP_SMART-Pocket_DE_Rev03-16.pdf (archiviert: http://dpaq.de/xerjP)

Faktencheck zu PCR-Tests von Fullfact: https://fullfact.org/online/video-pcr-tests-nanoparticles/ (archiviert: https://archive.ph/jYLvL)

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