Palmen starben an Wassermangel, nicht wegen Mobilfunks

15.03.2021, 13:26 (CET)

Das Mobilfunknetz soll durch den neuen Standard 5G deutlich schneller und lückenlos werden. Gegner der neuen Technologie äußern Bedenken. Sie warnen vor Gefahren für Mensch, Tier und Pflanzen. In sozialen Netzwerken wird ein Foto verbreitet, das einen als Palme getarnten Mobilfunkmast zeigt. Um den Mast herum stehen abgestorbene Palmen. In einem Facebook-Post (hier archiviert) heißt es dazu: «Das macht 5G. Getarnt als Palme und die Palmen sterben daneben.»

BEWERTUNG: Das ist falsch. Die Behörden in Avondale (US-Bundesstaat Arizona) bestätigen, dass die Palmen an Wassermangel eingegangen sind.

FAKTEN: Der als Palme getarnte Mobilfunkmast trägt den Namen «Monopalm». Nach Auskunft der Stadtverwaltung von Avondale gehört er dem US-Mobilfunkbetreiber Verizon Wireless und wurde im Jahr 2019 errichtet. In den Archiven der Stadt finden sich detaillierte Pläne dazu. Verizon versuchte demnach zur Bewässerung der echten Palmen um den Mast ein System vor Ort zu verwenden - wohl um die Kosten für die Anbindung an das Wassersystem der Stadt zu vermeiden.

Dieser Plan ging offensichtlich schief. Die drei Palmen seien vertrocknet, weil «sie im sehr warmen Sommer des vergangenen Jahres nicht genügend Wasser erhalten haben», erklärte Pier Simeri, Direktorin für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit in Avondale, auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Auf über 43 Grad Celcius erhitzte sich die Luft an mehreren Tagen im Sommer 2020. Die toten Palmen wurden nach Angaben von Simeri inzwischen ersetzt.

Mit Blick auf mögliche gesundheitliche Gefahren durch 5G sieht die in Deutschland zuständige Behörde keinen Anlass für ernsthafte Bedenken. «Nach dem derzeitigen wissenschaftlichen Kenntnisstand gibt es keine wissenschaftlich belastbaren Hinweise auf eine Gefährdung von Tieren und Pflanzen durch hochfrequente elektromagnetische sowie niederfrequente und statische elektrische und magnetische Felder unterhalb der Grenzwerte», heißt es auf der Webseite des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS).

Mobilfunkkritiker wie die Initiative diagnose.funk verweisen auf Studien, die zu anderen Ergebnissen führten: In der Arbeit «Kontinuierliche 915-MHz-Strahlung verändert das Wachstum von Pflanzen» haben die Forscher bestrahlte und nicht bestrahlte Pflanzen miteinander verglichen. Die Autoren fanden Unterschiede bei Wachstumshöhe, Anzahl der Blüten und Änderungen der Struktur der Zellen in den Blättern.

BfS-Präsidentin Inge Paulini äußerte sich zu Studien der Mobilfunkkritiker: «Es gibt bislang keinen wissenschaftlichen Nachweis, dass Mobilfunk unterhalb der in Deutschland geltenden Grenzwerte negative gesundheitliche Auswirkungen hat.» Die einzige wissenschaftlich gesicherte Erkenntnis sei, dass Mobilfunk Auswirkungen auf die Körpertemperatur habe, sagte Paulini.

Ein Frequenz-Vergleich: Als niedrige Bänder für 5G sind Bereiche von weniger als 915 MHz vorgesehen. Beim Vorgängerstandard LTE (4G) findet der Datenaustausch jetzt schon in höheren GHz-Bereichen statt. Die Verbraucherzentrale erklärt deshalb: «Die für 5G genutzten Mobilfunkfrequenzen sind größtenteils dieselben wie für 4G und wurden vorher bereits für andere Zwecke eingesetzt.» Die Strahlungsleistung von Mobilfunkantennen werde von der Bundesnetzagentur genau überwacht, gemessen und dokumentiert. Die stärkste Strahlung gehe «von nah am Körper genutzten Smartphones» aus.

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Links:

Beitrag: https://www.facebook.com/msb00027/posts/10223835129367275 (archiviert: http://dpaq.de/GzBTn)

Offizielles Dokument zu Standort und Größe der «Monopalme»: https://www.avondaleaz.gov/Home/ShowDocument?id=11136 (archiviert: http://dpaq.de/VilaO)

Standort der «Monopalme» bei Google Streetview: https://www.google.com/maps/@33.4608215,-112.3064551,3a,75y,286.95h,83.33t/data=!3m6!1e1!3m4!1sEoT7Pp_DxPW6AaVd54goaA!2e0!7i16384!8i8192 (archiviert: http://dpaq.de/6VDyK)

BfS zu Wirkungen elektromagnetischer Felder auf Tiere und Pflanzen: https://www.bfs.de/DE/bfs/wissenschaft-forschung/stellungnahmen/emf/emf-tiere-pflanzen/emf-tiere-und-pflanzen.html (archiviert: http://dpaq.de/a5i5i)

Link zur Studie «Kontinuierliche 915-MHz-Strahlung verändert das Wachstum von Pflanzen»: https://www.emfdata.org/de/studien/detail&id=559 (archiviert: http://dpaq.de/bff2F)

dpa-Text mit Äußerungen der BfS-Präsidentin bei der «Süddeutschen Zeitung»: https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/gesundheit-strahlenschutz-expertin-sieht-keine-gefahren-durch-5g-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-201202-99-543149 (archiviert: http://dpaq.de/gb4m5)

Bundesnetzagentur zu mobilem Breitband: https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Sachgebiete/Telekommunikation/Unternehmen_Institutionen/Frequenzen/OeffentlicheNetze/Mobilfunknetze/mobilfunknetze-node.html (archiviert: http://dpaq.de/q92KK)

Verbraucherzentrale zu 5G: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/digitale-welt/mobilfunk-und-festnetz/was-ist-5g-vorteile-und-risiken-der-5-generation-mobilfunk-52004 (archiviert: http://dpaq.de/C8Bjb)

Artikel über Mobilfunk-Mythen im Internet: https://www.deutschland-spricht-ueber-5g.de/magazin/warum-menschen-mythen-glauben/ (archiviert: http://dpaq.de/z1wmS)

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