Polizei: Berichte über Masken mit Betäubungsmittel sind Falschmeldungen

22.02.2021, 12:53 (CET)

In sozialen Medien kursiert die Behauptung, dass Kriminelle mit Betäubungsmittel getränkte Masken verteilen, um Raubüberfälle zu begehen, etwa in diesem Post (hier archiviert). Sie gäben sich als Mitarbeiter der lokalen Behörden oder des Gesundheitsamtes aus. In einigen Posts heißt es, dies sei in Schwenningen in Baden-Württemberg passiert, in anderen ist von Vorpommern die Rede.

BEWERTUNG: Die Polizei hat die Behauptungung als Falschmeldung bezeichnet. Die Geschichte kursiert in mehreren Ländern. Es gibt auch dort keine Belege dafür, dass sie stimmt.

FAKTEN: In dem Post wird behauptet, derartige Fälle seien in der Stadt Schwenningen in Baden-Württemberg bereits mehrfach geschehen. (hier archiviert) Das Polizeipräsidium Konstanz hat am 26. Januar 2021 mitgeteilt, dass es sich um eine Falschmeldung handelt: «Es sind weder Türverkäufe von FFP2-Masken bekannt noch gibt es einen Fall, in welchem eine solche mit einem Betäubungsmittel "getränkte" Maske aufgetaucht sei.»

Dem «Schwarzwälder Boten» sagte die örtliche Polizei zudem, dass ihr keinerlei Informationen über derartige Überfälle vorlägen. Ein Polizeisprecher bezeichnete die Meldungen gegenüber der Zeitung als «Quatsch». Eine ähnliche Entwarnung gab es von der Polizei Märkischer Kreis in Nordrhein-Westfalen, in deren Dienstbereich sich die Behauptung offensichtlich auch verbreitet hatte.

In einem anderen, bereits gelöschten Post hieß es, der MDR habe über die Vorfälle berichtet - der Sender hat das als Falschmeldung bezeichnet. Auch im Landkreis Vorpommern-Rügen in Mecklenburg-Vorpommern hat sich die Behauptung verbreitet, die dortige Polizei gibt an, dass bundesweite Recherchen keine dieser Vorfälle bestätigt hätten. Auch eine Suche unter bundesweiten Polizeimeldungen ergibt keinen Treffer. (Stand: 4. Februar 2021). Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) teilte das Bundeskriminalamt mit: «Dem Bundeskriminalamt liegen keine Hinweise oder Erkenntnisse zu dem geschilderten Vorgehen vor.»

Auch in der Schweiz und Österreich verbreitete sich im Februar 2021 die Behauptung, auch dort hat die Polizei die Behauptung jeweils als Falschmeldung bezeichnet. In den Niederlanden ist eine solche Meldung bereits im April 2020 von der Deutschen Presse-Agentur (dpa) falsifiziert worden. Auch andere Faktenchecker wie «Correctiv» und «Mimikama» widerlegten diese Behauptung bereits im Frühling 2020.

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Links:

Post mit Bezug zu Schwenningen: https://www.facebook.com/groups/3216274045087588/permalink/3684764058238582 (archiviert: https://archive.vn/HMNJW)

Bereits gelöschter Post mit Behauptung, archiviert: http://dpaq.de/cUcEV

Nachricht des MDR: https://www.mdr.de/thueringen/corona-masken-whatsapp-kettenbrief-mdr-polizei-100.html (archiviert: http://dpaq.de/bQKqn=)

Meldung der Polizei Vorpommern-Rügen: https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/108767/4824259 (archiviert: http://dpaq.de/byAUc)

Suche in den «Blaulicht»-Meldungen vom Presseportal: https://www.presseportal.de/suche/Maske/blaulicht/ (archiviert: http://dpaq.de/rvpDY)

dpa-Faktencheck vom Frühjahr 2020 zur Behauptung in den Niederlanden: https://dpa-factchecking.com/netherlands/200423-99-804109/

Faktencheck von Correctiv vom April 2020 zu einer sehr ähnlichen Behauptung: https://correctiv.org/faktencheck/2020/04/29/raeuber-mit-chemisch-behandelten-masken-der-polizei-ist-bisher-kein-solcher-fall-bekannt/ (archiviert: http://dpaq.de/3GGew)

Pressemitteilung der Polizei Konstanz: https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/110973/4821535 (archiviert: https://archive.vn/30mMY)

Pressemitteilung der Polizei Märkischer Kreis: https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/65850/4822637 (archiviert: http://dpaq.de/teJ88)

Bericht des Schwarzwälder Boten über die Falschmeldung: https://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.falschmeldung-kursiert-in-vs-ffp2-masken-sind-nicht-mit-chloroform-getraenkt.855eab25-472f-426c-bbb9-20627a1a8699.html?fbclid=IwAR14eoTImO24XhinO8Dzyt2B-Tr83euqDqpwmZVPG5nhEgWT3AAa4Fq3i5s (archiviert: http://dpaq.de/PAaPk)

Faktencheck zur in Österreich kursierenden Behauptung: https://dpa-factchecking.com/austria/210210-99-382286/

Faktencheck zur in der Schweiz kursierenden Behauptung: https://dpa-factchecking.com/switzerland/210212-99-417108/

Faktencheck dpa Niederlande: https://dpa-factchecking.com/netherlands/200423-99-804109/

Faktencheck Correctiv: https://correctiv.org/faktencheck/2020/04/29/raeuber-mit-chemisch-behandelten-masken-der-polizei-ist-bisher-kein-solcher-fall-bekannt/

Faktencheck Mimikama: www.mimikama.at/aktuelles/faktencheck-masken-die-mit-chemikalien-besprueht-wurden/

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Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com