Impfung senkt die Gefahr einer schweren Covid-Erkrankung deutlich

06.08.2021, 15:51 (CEST)

Während Gesundheitsbehörden in der Corona-Impfung einen entscheidenden Baustein im Kampf gegen die Pandemie sehen, bezweifeln andere deren Nutzen. So kursiert auf Facebook ein Sharepic (archiviert), das angebliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Geimpften und Ungeimpften darstellt. Die Grafik suggeriert, es sei von Vorteil, sich nicht impfen zu lassen. Denn Geimpfte könnten ebenfalls «"COVID" verbreiten», «an "COVID" "erkranken"» und «an "COVID" sterben». Anders als Ungeimpfte könnten sie zudem an der Impfung sterben. 

Bewertung

Die Aussagen des Sharepics sind ohne den nötigen Kontext dargestellt und dadurch verkürzt. Die Grafik berücksichtigt zum Beispiel nicht, dass das Risiko für Geimpfte, an Covid-19 zu erkranken oder daran zu sterben, nach Angaben von Fachleuten deutlich sinkt.

Fakten

Tatsächlich können auch Geimpfte an Covid-19 erkranken. Solche sogenannten Impfdurchbrüche hat es auch in Deutschland gegeben, wie aus den wöchentlichen Lageberichten des Robert Koch-Instituts (RKI) hervorgeht. Allerdings zeigen die Daten, dass Impfdurchbrüche nur selten vorkommen und lediglich einen kleinen Teil aller gemeldeten Coronainfektionen ausmachen.

Deshalb kommt das RKI zu dem Schluss, dass die «COVID-19-Impfstoffe eine gute Wirksamkeit» bieten, wenn auch keinen «100%igen Schutz» vor einer Covid-19-Erkrankung. Zu diesem Ergebnis kommen laut RKI auch mehrere Studien.

Außerdem zeigen alle Impfstoffe nach Einschätzung des RKI eine hohe Wirksamkeit gegen schwere Krankheitsverläufe und damit auch gegen einen tödlichen Verlauf. Auch diese Einschätzung lässt sich anhand offizieller Zahlen untermauern: Demnach müssen Menschen, die trotz Impfung an Covid-19 erkranken, selten im Krankenhaus behandelt werden.

Für Deutschland veröffentlicht das RKI keine Daten darüber, wie viele Impfdurchbrüche tödlich verliefen. Ein Blick in die USA zeigt jedoch, dass Geimpfte vergleichsweise selten an Covid-19 sterben: Nach Angaben des Direktors des US-Forschungszentrums NIAID, Anthony Fauci, waren 99,2 Prozent der amerikanischen Coronatoten im Juni dieses Jahres nicht geimpft. 

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kommt zu der Bewertung, dass die Corona-Impfstoffe gut vor einer Ansteckung schützen und Impfdurchbrüche nur sehr selten mit schweren Krankheitsverläufen oder gar Todesfällen einhergehen.

Darüber hinaus ist die Aussage der Grafik, man könne infolge der Impfung sterben, auf den ersten Blick zwar richtig. So gab es beispielsweise nach Impfungen mit den Vakzinen von Astrazeneca und Johnson & Johnson mehrere Fälle so genannter Sinusvenenthrombosen. Nach derzeitiger Einschätzung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) sind diese ursächlich auf die Impfung zurückzuführen. In einigen Fällen verliefen die Thrombosen tödlich.

Ein Blick in den aktuellen Sicherheitsbericht des PEI zeigt allerdings, dass solche Fälle sehr selten sind. Nach knapp 75 Millionen Corona-Impfungen in Deutschland untersuchte die Behörde 1028 Todesfälle (Stand 30. Juni) auf einen Zusammenhang mit der Impfung. Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur teilte das PEI mit, es sei davon auszugehen, dass «die meisten Todesfälle nach der Impfung (nicht wegen der Impfung) zufällig im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung aufgetreten sind».

Das RKI geht zudem davon aus, dass das Risiko einer Virusübertragung durch Geimpfte «stark vermindert ist». Denn Geimpfte tragen, sollten sie sich trotz Impfung infizieren, weniger Viren als Ungeimpfte, so das RKI. Neue Forschungsergebnisse stellen diese Aussage infrage. Zwei aktuelle Studien aus Wisconsin und Singapur zufolge tragen Menschen, die sich trotz doppelter Impfung mit der Delta-Variante infizieren, zumindest zeitweise eine gleich hohe Viruslast wie Ungeimpfte. Möglicherweise sind beide Gruppen also phasenweise gleichermaßen ansteckend.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Geimpfte zwar weiterhin an Covid-19 erkranken und im schlimmsten Fall auch daran sterben können. In der Praxis zeigen Daten von Gesundheitsbehörden und Studien jedoch, dass eine Corona-Impfung das Risiko für schwere oder tödliche Verläufe deutlich senkt. Diesen Kontext unterschlägt das Sharepic.

(Stand: 06.08.2021)

Facebook-Post (archiviert)

Wöchentlicher Lagebericht des RKI (archiviert)

FAQ des RKI zur Corona-Impfung (archiviert)

Epidemiologisches Bulletin 27/2001 des RKI (archiviert)

Einschätzung des RKI zum Schutz der Corona-Impfung vor einem schweren Verlauf (archiviert

Einschätzung der WHO zu den Corona-Impfstoffen (archiviert

Interview mit Anthony Fauci, Direktor des US-Forschungszentreums NIAID (archiviert)

Einschätzung des PEI zu Sinusvenenthrombosen (archiviert)

Sicherheitsbericht des PEI (archiviert)

Wisconsin-Studie zur Ansteckung Doppelt-Geimpfter (archiviert)

Singapur-Studie zur Ansteckung Doppelt-Geimpfter (archiviert)

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