Nicht aktuell
Video von Baschar al-Assad wurde 2017 in Damaskus gefilmt
17.1.2025, 17:56 (CET)
Anfang Dezember feierten viele Syrer in ihrem Heimatland und weltweit das Ende des Assad-Regimes. Der Diktator Baschar al-Assad floh mit seiner Familie nach Russland, einem langjährigen Verbündeten. Wenig später verbreitete sich auf Facebook ein Video, das den syrischen Präsidenten kurz vor seinem Sturz zeigen soll. «Videoaufnahmen zeigen, wie sich Assad bis zuletzt in Damaskus bewegte - ohne Leibwächter oder Sicherheitspersonal schlenderte er seelenruhig durch die Straßen der syrischen Hauptstadt», lautet der Kommentar in dem Posting. Jedoch gibt es mehrere Hinweise auf eine Inszenierung von Assads Begegnungen mit den Menschen auf der Straße.
Bewertung
Das Video wurde bereits 2017 aufgenommen. Es zeigt den Diktator auf dem Weg zu einer Veranstaltung, zu der er in seiner Funktion als Präsident geladen war. Um einen simplen Spaziergang durch Damaskus in der jüngsten Vergangenheit handelt es sich also nicht.
Fakten
Ein X-Kanal (damals noch Twitter), der nach eigenen Angaben als Sprachrohr der syrischen Präsidentschaft dient, veröffentlichte das Video am 8. Juni 2017. Auch über einen Facebook-Account der syrischen Präsidentschaft wurden die Aufnahmen verbreitet. Beide Kanäle sind nicht verifiziert. Dass sie mit dem syrischen Präsidenten verbunden waren, ist jedoch wahrscheinlich.
Den Postings zufolge zeigt das Video Assad in offizieller Funktion bei einem Besuch des Einkaufsfests «Made in Syria», bei dem offenbar Produkte aus Syrien ausgestellt wurden. Auch iranische und syrische Medien berichteten über die Veranstaltung und Assads Teilnahme daran. Es handelt sich also um ein fast acht Jahre altes Video und nicht um aktuelle Aufnahmen kurz vor Assads Sturz als Präsident im Dezember 2024.
Einem Faktencheck hält auch die Behauptung nicht stand, der ehemalige Machthaber laufe «ohne Leibwächter» und «durch die Straßen der syrischen Hauptstadt». Das Einkaufsfest fand den Berichten zufolge in der al-Dschalaa-Sporthalle in Damaskus statt. Ein Vergleich von Fotos aus der Halle und dem Video bei Minute 4:03 bestätigt dies. Zudem geht Assad in dem Video an der «Arab International University» vorbei (Minute 0:04), die sich neben der Sporthalle befindet.
Die beiden Einrichtungen liegen auf einem Gelände, das abgegrenzt von den umliegenden Straßen ist. Assad spaziert in dem Video also nicht beliebig durch die syrische Hauptstadt, sondern bewegt sich auf einem Areal, welches für eine Veranstaltung - und mutmaßlich auch die Anwesenheit eines Präsidenten - vorbereitet worden war.
In dem Video ist auch mehrmals hinter Assad ein Mann in einem weißen kurzärmeligen Polohemd mit schwarzen Streifen auf der Brust und schwarzem Kragen zu sehen. Da er dem damaligen Machthaber folgt und dessen Interaktionen mit den Menschen auf dem Einkaufsfest beobachtet (etwa bei Minute 0:01, 0:24, 0:38), könnte es sich dabei um einen Leibwächter handeln.
Es ist daher wahrscheinlich, dass die Begegnungen Assads mit den Menschen auf der Straße und bei dem Fest nicht zufällig, sondern inszeniert sind. Laut einem Faktencheck des Senders France24 verbreitete sich das Video bereits 2023 online fälschlich als aktuelle Aufnahme, um die angebliche Beliebtheit von Assad zu demonstrieren.
(Stand: 17.1.2025)
Links
Facebook-Posting (archiviert) (Video archiviert)
Video auf X-Kanal der syrischen Präsidentschaft im Juni 2017 (archiviert)
Video auf Facebook-Seite der syrischen Präsidentschaft im Juni 2017 (archiviert, Video archiviert)
Bericht der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim über Einkaufsfest (archiviert)
Bericht von «Aks Alser» über Einkaufsfest (archiviert)
Lokalisierung des Veranstaltungsorts in der al-Dschalaa-Sporthalle (archiviert)
Innenansichten der al-Dschalaa-Sporthalle (archiviert)
Lokalisierung der «Arab International University» (archiviert)
Über dpa-Faktenchecks
Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.
Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.
Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an factcheck-oesterreich@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.
Schon gewusst?
Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.