Kuhfutterzusatz gilt bei Milchgenuss als unbedenklich

Der Zusatzstoff «Bovaer» im Viehfutter soll die Methanproduktion von Kühen bei ihrer Verdauung um mehr als ein Drittel senken. Das bedeutet weniger Belastung für die Umwelt. Doch der Stoff steht in sozialen Medien in der Kritik. In einem Facebook-Posting wird behauptet, dass eine Chemikalie im angereicherten Viehfutter Menschen schade - über die Milch. Zudem beeinträchtige sie die Fortpflanzung der Kühe. Außerdem soll Bill Gates Stiftung an den Hersteller gespendet habe. Stimmt das alles?

Bewertung 

Die Behauptungen sind falsch. Wissenschaftliche Studien belegen, dass die Beigabe von Bovaer bei Kuhfutter keine Auswirkungen auf die Genießbarkeit von Milch für Menschen hat. Fortpflanzungsprobleme bei Kühen sind bisher nicht nachgewiesen. Es gibt keine Beweise dafür, dass Bill Gates über seine Stiftung die Entwicklung von «Bovaer» finanziell unterstützt hat. 

Fakten 

Die landwirtschaftliche Tierhaltung trägt zur Emission von Treibhausgasen bei. Insbesondere Wiederkäuer produzieren beim Verdauen das Spurengas Methan, das für die Atmosphäre um ein Vielfaches schädlicher ist als Kohlendioxid. Durch den Zusatzstoff «Bovaer» im Viehfutter soll die Methanproduktion von Kühen um 30 bis 45 Prozent sinken.

Die darin enthaltene Chemikalie 3-NOP, ein Nitrat-Alkohol-Gemisch, unterdrückt im Pansen der Kuh ein Enzym, das für die Methanproduktion verantwortlich ist. Hierfür muss laut Angaben des Herstellers eine kleine Menge des Zusatzstoffes unter das reguläre Kuhfutter gemischt werden. 

Im Posting wird behauptet, dass die US-Datenbank für Biotechnologie namens «PubChem» die Chemikalie 3-Nitrooxypropanol als «ätzend und gesundheitsschädlich» einstuft. Das ist eine verkürzte Darstellung. Die Datenbank stuft die Chemikalie dann als gesundheitsschädlich ein, wenn Menschen damit in direkten Kontakt kommen. Deshalb empfehlen Experten Schutzkleidung.

Bei Kühen wird die Chemikalie 3-NOP während des Verdauungsvorgang laut Studien vollständig abgebaut. Geringe Mengen des Abbauproduktes namens 3-Nitrooxypropionsäure lassen sich in der Milch zwar nachweisen. Laut Studien ist dies allerdings ungefährlich und - anders als im Posting behauptet - hat es auch keine Auswirkungen auf die menschliche DNA. 

Die Behauptung, «Bovaer» schade der Gesundheit und Vermehrung von Tieren, wird in wissenschaftlichen Untersuchungen widerlegt. In einer Studie der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit wurden in Versuchen mit Nagetieren und Kühen keine Schäden in den Fortpflanzungsorganen festgestellt. Das galt auch bei hohen Dosen des Futtermittelzusatzes.

Im Namen der Bill & Melinda Gates Foundation wurde in der Vergangenheit mehrere Male an die Firma DSM-Firmenich AG Geld gespendet, die «Bovaer» herstellt. Das Chemieunternehmen hat Sitze in den Niederlanden und in der Schweiz. Die Spendengelder waren jedoch für andere Projekte bestimmt, zum Beispiel in den Bereichen Hygiene, Gesundheit und Wasserversorgung.

Die Stiftung hat in der Vergangenheit mehrere Projekte gefördert, die nach Lösungen für eine geringere Methanproduktion von Kühen suchen. Allerdings gibt es keine Belege dafür, dass Bill Gates über die Stiftung die Entwicklung und Produktion von «Bovaer» finanziell unterstützt hat. Das unterstreicht die Firma DSM-Firmenich in einer öffentlichen Stellungnahme. 

(Stand: 13. Jänner 2025