«Kein Grund zur Panik»
Reporterin berichtete über Produktion von Schutzkleidung
27.12.2024, 16:51 (CET), letztes Update: 30.12.2024, 09:47 (CET)
Mittlerweile ist es fast fünf Jahre her, dass die Corona-Pandemie ausbrach. Obwohl sie schon seit längerer Zeit kaum noch eine Rolle im öffentlichen Raum spielt, verweisen Kritiker immer noch auf vergangene Ereignisse, die eine Täuschung der Öffentlichkeit belegen sollen. Ein 2020 entstandenes Bild soll etwa zeigen, dass manche Reporter damals im Schutzanzug vor die Kamera traten, während die Filmenden ungeschützt arbeiteten. «Alles war *hochgefährlich* ... ALLES!! !?», kommentiert etwa ein Facebook-User die Abbildung.
Bewertung
Das Thema des TV-Beitrags im Jahr 2020 war die Produktion von Schutzkleidung. In dem Beitrag weist die Journalistin darauf hin, dass derzeit kein Grund zur Sorge bestünde.
Fakten
Auf dem Bild ist ein Kameramann zu sehen, der eine Frau in einem Schutzanzug aufnimmt. Der Filmende trägt keine Schutzkleidung. Das Standbild könnte fälschlicherweise als Hinweis interpretiert werden, dass Medien die Corona-Pandemie mit dramatischen Inszenierungen begleitet oder die Gefahr bewusst übertrieben haben.
In Wirklichkeit fehlt in den geteilten Beiträgen allerdings wichtiger Kontext. Die Szene entstand nicht etwa vor einem Krankenhaus oder einer Quarantänestation, sondern wurde für einen Bericht über Schutzanzüge im Libanon erstellt.
Der Beitrag für den saudi-arabischen Sender «Al-Hadath» ist auch heute noch auf YouTube zu finden. Als Drehort lässt sich über Google Maps eine Straße in Beirut verifizieren. Der Hintergrund, die Kleidung sowie das Smartphone der Journalistin im geteilten Bild ist auch im Video zu erkennen.
Das Youtube-Video ist übersetzt mit «Al-Hadath-Korrespondentin in Beirut testet einen Schutzanzug gegen Corona» betitelt. Auch der Inhalt macht schnell klar, dass die Journalistin namens Ghinwa Yatim den Schutzanzug nur für den Dreh trägt. Es geht darin um Material, Preis und Herstellung der Schutzkleidung.
Yatim wurde auf Twitter im März 2020 mit den Vorwürfen und geteilten Aufnahmen des Drehs konfrontiert und erklärte auch dort die Hintergründe. «Das war während einer Live-Berichterstattung, die ich direkt nach dem Dreh einer Geschichte über eine lokale Fabrik hatte, die begonnen hat, diese Kleidungsstücke zu produzieren. (…) Während der Live-Übertragung erklärte ich, dass es in Beirut vorerst keinen Grund zur Panik gibt und dass ich nur diesen lokal produzierten Anzug probieren wollte. Während der Dreharbeiten hat die Fabrik diesen Anzug speziell für mich hergestellt.»
Die Journalistin betont tatsächlich auch gleich am Anfang des Youtube-Videos, dass die Corona-Situation im Libanon zum damaligen Zeitpunkt nicht so ernst gewesen sei. Auf Twitter erklärte sie, dass das virale Video, auf dem auch der aktuell geteilte Screenshot basiert, heimlich gefilmt worden sei und der Urheber auch nicht gefragt habe, wieso sie den Schutzanzug trage.
(Stand: 27.12.2024)
Berichtigung
Die Dachzeile wurde nachträglich ergänzt, keine inhaltlichen Änderungen.
Links
Video auf YouTube (archiviert, Video archiviert)
Google-Maps-Aufnahme von Straße in Beirut (archiviert)
Tweet zur Antwort (archiviert)
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