Crypto-Scam

TV-Pause und Finanztipps von Susanne Schnabl frei erfunden

24.12.2024, 07:37 (CET)

Die ORF-Politik-Journalistin Susanne Schnabl ist nach längerer Pause ins Fernsehen zurückgekehrt und sorgte sogleich für gehörig Wirbel? Stimmt nicht - es ist das Setting eines neuen Krypto-Betrugsversuchs.

Ein Posting auf Facebook lässt aufhorchen: Die ORF-Journalistin Susanne Schnabl soll ein ungeplant offenes Interview gegeben haben, das ihr Leben stark verändert habe. Vermeintlich unterfüttert wird das mit einem verlinkten Nachrichtenartikel, demzufolge Schnabl in einer Schaffenspause abseits des Fernsehens reich geworden sein soll.

Bewertung

Das Facebook-Posting und der Nachrichtenartikel sind gefälscht. Sie dienen lediglich dem Versuch, mit einem bekannten Krypto-Betrugsmasche an das Geld argloser Internetnutzer zu kommen.

Fakten

Der gefälschte Artikel ist nach einem ähnlichen Muster aufgebaut wie viele andere, die diesem bekannten und laut Finanzmarktaufsicht (FMA) auch höchst erfolgreichen Schema folgen: Schnabl war demnach angeblich im Late-Night-Talkformat «Willkommen Österreich» zu Gast, wo sich ein Streitgespräch zwischen ihr und Moderator Christoph Grissemann entsponnen haben soll.

Die Krypto-Plattform, die sie demnach dort erwähnt haben soll, soll von einem Redakteur erfolgreich getestet worden sein und auch den Lesern zur Verfügung stehen. Klicken diese den bereitgestellten Link, werden sie zu einem kurzen Fragebogen weitergeleitet. Dort ist völlig irrelevant, welche Angaben gemacht werden, am Ende erscheint stets eine Maske, um Name, Adresse und Telefonnummer einzugeben.

Der Artikel soll suggerieren, von der Plattform oe24.at zu sein. Allerdings ist er nur eine einfache Kopie davon, die Links funktionieren nicht und auch die verpflichtende Angabe zu Impressum und Offenlegung fehlt.

Zudem ist auch der Inhalt des Artikels gefälscht: Schnabl kehrte in jüngster Zeit nicht von einer längeren Abwesenheit ins Fernsehen zurück. Sie moderierte viele Jahre lang die Politik-Sendung «Report», zuletzt dessen finale Ausgabe am 17. Dezember. Ab Jänner 2025 moderiert Schnabl den neuen Sonntagabendtalk im ORF. Schnabls Facebook-Ankündigung dieses Wechsels wurde offenbar als Vorlage für das gefälschte Posting verwendet, Datum und Uhrzeit (in UTC) stimmen überein.

Schnabl war bisher zweimal Gast in «Willkommen Österreich», 2018 und 2023. Von ihrem letzten Auftritt in der Show stammt auch das Foto aus dem Artikel, das sie im TV-Studio zeigt. Ein anderes Foto überrascht: Der vermeintliche Nachrichtenredakteur Gerhard Hoch wird üblicherweise anders bebildert. Der Rest des «Artikels», inklusive Kommentare darunter, gleicht früheren Versionen.

Die FMA berichtet von deutlich gestiegenen Zahlen zu Krypto-Scams mit Prominenten. Sie warnt wie auch das Innenmisterium schon seit Jahren davor.

(Stand: 23.12.2024)

Links

Gefälschtes Facebook-Posting (archiviert)

Gefälschter oe24.at-Artikel (archiviert)

ORF.at-Artikel zu aktuellen FMA-Zahlen (archiviert)

Webseite mit Fragebogen und Eingabemaske (nur als Screenshot archivierbar)

Impressums- und Offenlegungspflicht (archiviert)

ORF-«Report» vom 17.12.2024 (archiviert)

derstandard.at zum Umbau der ORF-Information (archiviert)

Schnabls echtes Posting auf Facebook (archiviert)

Schnabl als Talk-Gast 2018 (archiviert)

Schnabl als Talk-Gast 2023 (archiviert)

Facebook-Video zum Auftritt aus 2023 (archiviert) (Video archiviert)

Innenministerium zu Kryptobetrug (archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an factcheck-oesterreich@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.