Kein Foto aus Ungarn
Bildkombo zeigt Weihnachtsmärkte in Berlin und Prag
17.12.2024, 14:50 (CET)
Der Terroranschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt 2016 mit 13 Toten hat tiefe Spuren hinterlassen. Seither wurden die Sicherheitsvorkehrungen, gerade im Advent, vielerorts verstärkt. In Ungarn sind solche Maßnahmen nicht notwendig, suggeriert eine auf Facebook geteilte Gegenüberstellung von zwei Fotos - vermeintlich aus Ungarn und Deutschland. Doch diese ist irreführend.
Bewertung
Das angebliche Foto vom Weihnachtsmarkt in Ungarn wurde 2011 in Tschechien aufgenommen. Nach dem Anschlag in Berlin wurden in ganz Europa Sicherheitsmaßnahmen bei Adventmärkten verstärkt.
Fakten
Wie eine Foto-Rückwärtssuche zeigt, ist das angebliche Bild vom ungarischen Weihnachtsmarkt weder aktuell, noch wurde es in Ungarn aufgenommen. Darauf zu sehen ist der festlich beleuchtete Wenzelsplatz in Prag, fotografiert von Antonio Gravante am 27. November 2011. Seither wurden aber auch Märkte in Prag mit Barrikaden gesichert.
Die zweite Aufnahme - bei Tageslicht und mit Betonbarrikaden - stammt tatsächlich aus Deutschland und zeigt den Berliner Breitscheidplatz. Es wurde Ende November 2017 von einem AFP-Fotografen aufgenommen.
Durch die Gegenüberstellung kann der Eindruck entstehen, dass ein Markt in Ungarn nicht vor Anschlägen gesichert werden müsse. Der ungarische Regierungschef Viktor Orban gilt vielen Rechtspopulisten und deren Anhängern als Vorbild, vor allem wegen seines strengen Vorgehens gegen Migrantinnen und Migranten.
Dass es seit 2016 aber auch auf Weihnachtsmärkten in Ungarn strenge Sicherheitsvorkehrungen gibt, bleibt im Sharepic unerwähnt. So erhöhte die ungarische Polizei direkt nach dem Anschlag in Berlin die Präsenz massiv, auch ein Panzer des Zentrums für Terrorismusbekämpfung (TEK) war im Zentrum der Hauptstadt zu sehen, ebenso im Jahr 2019. Auch in diesem Jahr wurden Maßnahmen ergriffen.
Auch auf den Wiener Christkindlmärkten wurde die Polizeipräsenz verstärkt. Im vergangenen Jahr kam es kurz vor Weihnachten zu Verhaftungen wegen eines möglichen Terroranschlags auf den Stephansdom, das Verfahren wurde aber wegen mangelnden Tatverdachts wieder eingestellt.
(Stand: 16.12.2024)
Links
«Standard» zu Terroranschlag in Berlin (archiviert)
Foto-Rückwärtssuche (archiviert)
Shutterstock-Bild Wenzelsplatz (archiviert)
Foto von Sicherheitsmaßnahmen in Tschechien (archiviert)
AFP-Foto Breitscheidplatz (archiviert)
Sicherheitsmaßnahmen in Ungarn 2016 (archiviert)
Sicherheitsmaßnahmen in Ungarn 2019 (archiviert)
Foto von Polizei in Ungarn 2024 (archiviert)
Über dpa-Faktenchecks
Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.
Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.
Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an factcheck-oesterreich@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.
Schon gewusst?
Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.