Ukraine-Krieg

Die vermeintliche Bugatti-Rechnung von Selenska ist manipuliert

18.07.2024, 12:46 (CEST)

Ist das der Beweis? Ein Bild zeigt angeblich die Rechnung für einen teuren Sportwagen, den Olena Selenska gekauft haben soll. Viele Hinweise zeigen aber, dass es sich um Desinformation handelt.

Schon öfters ist dem Ehepaar Selenskyj fälschlicherweise vorgeworfen worden, westliche Finanzhilfen zu veruntreuen. So heißt es zum Beispiel im Juli 2024, Olena Selenska habe in Paris einen Bugatti Tourbillon für viereinhalb Millionen Euro gekauft - angeblich bewiesen mit einem Bild der vermeintlichen Rechnung zum Kauf. Doch ist die Rechnung überhaupt echt?

Bewertung

Olena Zelenska hat kein solches Fahrzeug gekauft. Das bestätigte Bugatti Paris. Mehrere Hinweise deuten zudem auf eine manipulierte Rechnung hin.

Fakten

Ein «Hybrid-Hypercar» - so wird der Bugatti Tourbillon beschrieben. Das Modell wird im Jahr 2026 in einer limitierten Auflage von 250 Stück auf den Markt kommen. Das Autohaus, in dem Olena Selenska ein solches Fahrzeug erworben haben soll, bezeichnete die Behauptungen auf Instagram als «Fehlinformation». Man habe deshalb Anzeige wegen Dokumentenfälschung und Verleumdung erstattet.

In dem Statement erklärt die Firma «Car Lovers Group», die das Autohaus betreibt, die angebliche Rechnung sei eine Fälschung. Der Preis des Fahrzeugs sei falsch, und die Beschreibung und die Preise der Optionen seien ebenfalls ungenau. Auch der Mann, der sich in einem verbreiteten Video als Mitarbeiter ausgibt, arbeitet demnach nicht für das Unternehmen.

Rechnung liefert deutliche Hinweise auf Manipulationen

Tatsächlich lassen sich auf der vermeintlichen Rechnung einige Auffälligkeiten erkennen. Die Buchstaben im Logo von Bugatti weichen vom Original-Logo ab. Es ist zudem keine Mehrwertsteuernummer zu sehen, obwohl dies auf Rechnungen vorgeschrieben ist. Außerdem sollte die Kontonummer eine IBAN-Struktur aufweisen, was nicht der Fall ist. Stattdessen ist ein australischer BSB-Code angegeben. Auch eine Währung ist nirgends zu sehen.

Die Falschbehauptung verbreitete sich über eine französische Website. Die Domain wurde erst wenige Tage vor Erscheinen des Artikels registriert und gibt keine Auskunft darüber, wer genau hinter der Website steckt und auf welche Quellen sie sich beruft. Auch gibt es auf der Website kein eigentlich verpflichtendes Impressum. Ein weiterer Hinweis, dass der Behauptung nicht zu trauen ist. Dennoch übernahm die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Novosti die angebliche Meldung mit der Website als einziger Quelle.

Dem Ehepaar Selenskyj wurde in der Vergangenheit mehrfach vorgeworfen, mit westlicher finanzieller Unterstützung Luxuskäufe zu finanzieren. Von einer Goebbels-Villa über ein Casino auf Zypern, teuren Cartier-Schmuck bis hin zu einem Anwesen des britischen Königs Charles: All diese Behauptungen sind als Desinformation enttarnt worden.

(Stand: 17.07.2024) 

Links

NZZ über Bugatti Tourbillon (archiviert)

Fachblatt über Bugatti Tourbillon (archiviert)

Statement von Autohaus (archiviert)

Informationen zu «Car Lovers Group» (archiviert)

Informationen zur IBAN-Struktur (archiviert)

Informationen zur BSB-Nummer (archiviert)

Archivierte Informationen zur Domain der französischen Seite

Archivierte französische Seite mit Behauptung

RIA Novosti-Bericht (archiviert)

Zum Impressum (archiviert)

EDMO-Faktencheck (archiviert

Facebookpost (archiviert)

dpa-Faktencheck zu Selenska und Cartier

dpa-Faktencheck zu Goebbels-Villa

dpa-Faktencheck zu Casino auf Zypern

dpa-Faktencheck zu Anwesen von König Charles

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