Ukraine-Krieg

Frauen wurden wegen Engagements für Gefallene geehrt

23.04.2024, 15:24 (CEST), letztes Update: 23.04.2024, 15:47 (CEST)

Immer neue Falschinformationen rund um den russischen Angriffskrieg werden in Internet verbreitet. Oft geht es dabei darum, Ukrainer und Ukrainerinnen zu diskreditieren.

Aktuell wird etwa in einem Facebook-Posting behauptet, dass sieben ukrainische Frauen ausgezeichnet worden seien, «weil Sie ihre Männer an die Rekrutierungsbehörden verpfiffen» hätten (Schreibfehler im Original). Dazu heißt es: «Fehlt noch das Mutterkreuz und die Geschichtswiederholung ist perfekt.» Als vermeintlicher Beleg für die Behauptung wird auf einen Beitrag eines Users auf X (vormals Twitter) verwiesen. Dort ist ein Foto beigefügt, das die Frauen zeigen soll.

Bewertung

Es handelt sich um eine falsche Geschichte. Die Frauen wurden für ihr Engagement um das Gedenken an gefallene ukrainische Soldaten ausgezeichnet.

Fakten

Der Stadtrat von Losowa in der ostukrainischen Region Charkiw ehrte Ende März 2024 mehrere Männer und Frauen für ihren Einsatz zur Erinnerung an gefallene Soldaten aus der Stadt. Das lässt sich unter anderem auf der Homepage der Stadt und auf deren Facebook-Seite nachlesen. Die Beiträge vom 25. März enthalten mehrere Fotos der Veranstaltung, darunter auch jene Aufnahme, die in dem Beitrag auf X in falschem Zusammenhang verbreitet wird.

Grundsätzlich gilt bezüglich X (vormals Twitter): Früher wies eine Verifizierung, also das blaue Hakensymbol, darauf hin, dass es sich um ein authentisches und offizielles Konto handelt. Mittlerweile ist das nicht mehr so, da die Anforderungen geändert worden sind: Aktuell bekommen alle User einen solchen Haken, die ein kostenpflichtiges Abonnement für X Premium abgeschlossen haben und eine Reihe von Kriterien erfüllen. Dazu zählen unter anderem ein Anzeigename, ein Profilfoto, eine bestätigte Telefonnummer - und der Account muss im vergangenen Monat aktiv gewesen sein.

Doch nun zurück zu den ukrainischen Frauen: Laut der Stadt Losowa wurde den sieben Frauen auf dem Foto unter anderem für die Erstellung eines Gedenkbuches und ihre Arbeit an verschiedenen Erinnerungsorten in der Stadt gedankt. Ein lokales Medienunternehmen veröffentlichte Aufnahmen der Zeremonie am 25. März auf Youtube.

Die ukrainische Regierung wies die Behauptung zurück, dass das Foto Frauen zeige, die ihre Männer wegen Kriegsdienstverweigerung angezeigt hätten. Es gibt auch bereits einen Faktencheck der französischen Nachrichtenagentur AFP dazu.

Aufgrund des in Zusammenhang mit dem seit über zwei Jahren andauernden russischen Angriffskrieges auf die Ukraine verhängten Kriegsrechts, ist Männern im wehrfähigen Alter zwischen 18 und 60 Jahren die Ausreise mit wenigen Ausnahmen verboten. In den Krieg eingezogen wurden bisher bis April 2024 jedoch nur Männer im Reservistenalter ab 27. Mit 2. April wurde das Alter auf 25 Jahre gesenkt.

Immer wieder Nazi-Vergleiche

Das Mutterkreuz wurde im Nationalsozialismus Frauen verliehen, die vier oder mehr Kinder hatten. Wie auch in diesem Posting werden bei Falschinformationen rund um die Ukraine häufig Bezüge zum NS-Regime hergestellt. Meist steckt dahinter russische Propaganda. Es gibt bereits mehrere dpa-Faktencheck zu solchen unbelegten Vorwürfen (hier, hier, hier, hier).

(Stand: 23.4.2024)

Links

Stadtrat von Losowa auf Homepage über Ehrung (archiviert)

Stadtrat von Losowa auf Facebook über Ehrung (archiviert)

Beitrag auf X (archiviert)

Frühere Verifizierungs-Regelung bei X (vormals Twitter) (archiviert)

Aktuelle Verifizierungs-Regelung bei X (vormals Twitter) (archiviert)

Video der Zeremonie (archiviert)

Ukrainisches Zentrum gegen Desinformation über Frauen-Foto (archiviert)

AFP-Faktencheck über ukrainische Frauen auf Foto (archiviert)

ORF-Bericht über Senkung des Alters für Einberufung von Reservisten in Ukraine (archiviert)

Bundeszentrale über Mutterkreuz (archiviert)

dpa-Faktencheck 1

dpa-Faktencheck 2

dpa-Faktencheck 3

dpa-Faktencheck 4

Facebook-Posting (archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

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