Künstliche Intelligenz

Keine Hinweise auf mordende Roboter in Japan

28.04.2023, 14:53 (CEST)

Killer-Roboter töten in einem Labor Menschen, einer von ihnen repariert und verbessert sich selbstständig - das klingt wie das Drehbuch eines Science-Fiction-Films. Für die seit Jahren kursierende Geschichte gibt es keinerlei Belege.

Die Geschichte klingt abenteuerlich: Vier durch künstliche Intelligenz gesteuerte Roboter sollen in einem japanischen Labor 29 Menschen getötet haben - diese Geschichte kursiert so und in leicht abgewandelten Fassungen schon lange in den sozialen Netzwerken. Einzige Quelle dafür soll ein angeblicher Whistleblower sein, von dem eine Journalistin erzählt hat.

Bewertung

Es gibt keinerlei Belege für einen Vorfall dieser Art. Zudem gibt es nach Expertenmeinung auch mit Blick auf den Entwicklungsstand von Robotern erheblichen Grund, an der Geschichte zu zweifeln.

Fakten

Die Journalistin Linda Moulton Howe ist unter anderem für Vorträge zu Außerirdischen und Ufos bekannt, etwa im Rahmen der Esoterikmesse Conscious Life Expo. Ein dort mitgeschnittener Vortrag, den sie im Jahr 2018 gehalten hat, war seither Gegenstand vieler Spekulationen und Faktenchecks.

Darin spricht Howe von einer japanischen Firma, die Roboter zu militärischen Zwecken baue, ohne die Firma beim Namen zu nennen. Dort hätten ihrer Quelle zufolge vier Roboter 29 Menschen in einem Labor getötet. Zwei seien von Mitarbeitern dann deaktiviert und ein weiterer auseinandergebaut worden, aber der vierte habe sich selbst repariert und sich von einem Satelliten Informationen dazu heruntergeladen, wie er noch stärker werden könne. Weitere Details, die helfen könnten, die Geschichte zu verifizieren - etwa einen Ort oder Namen von beteiligten Personen - nennt sie nicht.

Howe zitiert ihre angebliche Quelle, man werde nie etwas davon in den Medien lesen werde. Tatsächlich findet man keinerlei Berichte zu dem angeblichen Vorfall. Ein Faktencheck der Agentur Reuters zitiert das auch für Roboter zuständige japanische Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie, es gebe nach Wissen den Ministeriums «keine Faktengrundlage» für die Geschichte.

Der Deutschen Presse-Agentur (dpa) sagte im Herbst 2022 KI-Experte Reinhard Karger vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), der aktuelle Stand der zivilen Roboter-Forschung bietet «keine Grundlage, dass solche Abläufe möglich wären».

Auch was die militärische Roboter-Entwicklung angehe könne er sich nicht vorstellen, dass es solch zielorientiertes, planvolles Handeln gegeben hätte. Dafür hätten die Roboter Selbstwirksamkeit entwickeln müssen - also die Fähigkeit, willentlich und wissentlich selber Ursache einer Handlung sein zu wollen, deren Ziel man aus freiem Willen anstrebt, wie Karger ausführte.

Ein Artikel des britischen «Guardian», der teils mit dem angeblichen Vorfall in Verbindung gebracht wird, hat nichts mit ihm zu tun. Es geht darin um Roboterforschung in Südkorea und einen offenen Brief, in dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Sorge vor dem Einsatz künstlicher Intelligenz in Waffensystemen zum Ausdruck bringen.

(Stand: 27.4.2023)

Links

Facebook-Posting (archiviert) (Video archiviert

Anmeldeseite für Howes UFO-Vortrag 2023 (archiviert

Conscious Life Expo (archiviert)

Video vom Vortrag 2018 (archiviert

Ankündigung zum Vortrag 2018 (nur archiviert

Verlinkter "Guardian"-Artikel (archiviert

Reuters-Faktencheck (archiviert

Japanisches Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie (archiviert)

Offenber Brief zu Forschung in Südkorea (archiviert)

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