Katzen dürfen bleiben

Cem Özdemir spricht von Regelwerk für exotische Haustiere

14.03.2023, 17:22 (CET), letztes Update: 21.03.2023, 12:50 (CET)

Deutschlands Agrarminister Cem Özdemir hat in einem Interview infrage gestellt, ob exotische Tiere zu Hause gehalten werden sollten. Um ein Verbot von Hunden und Katzen ging es dabei aber nicht.

Aussagen von Grünen-Politikern wurden schon mehrfach verfälscht oder aus dem Kontext gerissen. Das versetzt Gegner der Partei - oft völlig unbegründet - in Rage. Derzeit beschweren sich Facebook-Nutzer etwa darüber, dass der deutsche Agrarminister Cem Özdemir angeblich Haustiere verbieten wolle. Mancher glaubt, der Grünen-Politiker wolle gar Hunde und Katzen ausrotten.

Bewertung

Cem Özdemir hat in einem Interview eine Einschränkung von «anspruchsvoll zu haltenden exotischen Tieren» wie Schlangen oder Chamäleons vorgeschlagen. Es ist keine Rede davon, Hunde oder Katzen auszurotten.

Fakten

In dem Beitrag in sozialen Netzwerken wird ein Screenshot eines Artikels geteilt - allerdings mit abgeschnittenem Titel. So ist nur «Katzen ausrotten! Grünen-Minister plant Haustier-Verbot» zu sehen, was in die Irre führt.

Der deutsche Agrarminister Cem Özdemir hat in einem Interview mit der «Südwest Presse» am 18. Jänner 2023 angesprochen, dass die Probleme der Tierheime auch mit der privaten Tierhaltung zusammenhingen. Tiere würden etwa leichtfertig verschenkt «als wären sie eine Hose oder ein Hemd». Er argumentierte, dass manche Tiere in privaten Haushalten nichts zu suchen hätten.

Auf die Frage, welche Tiere er damit meine, sagte Özdemir: «Warum braucht jemand etwa anspruchsvoll zu haltende exotische Tiere wie Schlangen oder ein Chamäleon zu Hause? (...) Die Heime werden diese Tiere nicht los, sie erzeugen hohe Kosten und Aufwand. (...) Ich kann mir eine Positivliste vorstellen, also eine Auflistung mit Tieren, deren Haltung erlaubt ist. Dafür setze ich mich auf EU-Ebene ein.»

Über gängige Haustiere wie Katzen hat Özdemir also gar nicht gesprochen, sondern über anspruchsvoll zu haltende Tiere. Dabei könne es möglicherweise zu einer Überarbeitung des EU-Tierschutzrechts kommen, die eine Verbesserung des Tierschutzes bei exotischen Tieren beinhalte, erklärte eine Sprecherin des deutschen Landwirtschaftsministeriums auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Inwieweit damit aber nationale Maßnahmen einhergehen, ist unklar.

Wie kam es dann zu der irreführenden Artikel-Überschrift? Der Titel des Artikels in voller Länge lautet: «Cem Özdemir: «Die wollen Hunde und Katzen ausrotten!» Grünen-Minister plant Haustier-Verbot». Doch auch dieser Titel hat mit Özdemirs eigentlicher Aussage nichts zu tun. Die Überschrift bezieht sich auf den Tweet einer Privatperson, die auf Özdemirs Vorstoß reagierte, wie aus dem Text hervorgeht.

Der Account des Tweets wurde mittlerweile gelöscht. Lediglich auf der Suchmaschine Yandex ist noch eine Vorschau verfügbar. Demnach lautete der Tweet: «Bei bestimmten Tieren bin ich auch dafür. Aber ich fürchte die wollen auch Hunde & Katzen, etc. ausrotten».

Der Begriff «ausrotten» fällt im gesamten Interview mit dem deutschen Agrarminister nicht. Die Artikel-Überschrift lässt die Menschen also fälschlicherweise glauben, der Tweet einer Privatperson sei eine Aussage von Özdemir.

(Stand: 14.3.2023)

Berichtigung

Absatz zu Experteneinschätzungen gestrichen.

Links

Irreführender Beitrag von «news.de» (archiviert)

Interview in der «Südwest Presse» (Paywall) (archiviert)

Yandex-Suche nach gelöschtem Tweet (archiviert)

Folgebericht in der «Südwest Presse» (Paywall) (archiviert)

Beitrag bei Facebook (archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an factcheck-oesterreich@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.